2 Gedanken zu “The Wolf of Wall Street

  1. Hab den Film vor ein paar Tagen als OV gesehen, mit einem befreundeten Bankertypen, der bis vor 10 Jahren selber ähnlich in NYC tätig war wie Jordan, die von DiCaprio wirklich brilliant verkörperte Hauptfigur des Films. Wenn man sich die Kritiken anschaut, fällt eines auf: Es fehle dem Film an Haltung, klarer moralischer Aussage, Positionierung gegen die Verkäufermentalität, die viele Anleger in den Ruin getrieben hat. Ist es die Aufgabe des Films, moralisch zu richten? Ist nicht viel mehr gewonnen mit einer detailverliebten, hochauthentischen Mimesis an die ach so verwerfliche Realität? In letzterem liegt wirklich die Stärke des Films. Bester Beleg dafür: Mein Freund war so begeistert von dem Film, er fand sich so sehr darin wieder, dass er voller Enthusiasmus aus dem Kino ging und gleich plante, einen neuen Fonds aufzulegen. Das ist Kunst: Mimesis an das von ihr Entlarvte.

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  2. Folgt man dem Gedanken der Mimesis als Kunstideal, wäre ja die vollkommene äussere Reproduktion einer Sache – also der Klon – die höchste Kunst. Wenn ich mich in der Kunstgeschichte umschaue, bei den Werken von bleibender Gültigkeit, egal welcher Kunstgattung, fällt mir nichts bloss Nachgeahmtes auf, sondern ich sehe nur auf Sinntiefe hin umgestaltete Wirklichkeit. Die authentische (was immer das sein mag) Wiedergabe einer Welt, mag einem Betrachter attraktiv erscheinen, sie kann Lust machen, an dieser Welt Teil zu haben, in ihr zu leben, aber zur Kunst, erst recht zu ihrem archetypischen Muster wird sie dadurch noch nicht. Die reine Mimesis des sichtbaren Teils einer Sache in Abwesenheit einer Interpretation von ihr ist nicht Kennzeichen von Kunst, sondern von Kunstgewerbe.

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