Gutes Erzählen ist immer erfolgreich.
Monat: Juli 2013
Heimatfilm
Die Heimat des Poetischen ist der Zwischenraum.
Film plus
Film plus – Mehr als bewegte Bilder. Auch „FILM“.
Film minus
Film minus – Geistig unterbelichteter Film. Auch „film“.
Profit
Lieber Wolfgang,
Danke für Ihre Nachfrage.
Ich konnte vom Kurs sehr profitieren. Ich bin keine Drehbuchatuorin (noch nicht?), bin aber sonst am Schreiben, nebst meinen Brotjobs als Reporterin. Konkret: an einem Krimi.
Ich konnte vieles, was Sie erzählt haben, konkret umsetzen. Schon während des Kurses wurde mir klar, warum zb. einzelne Szenen und Abschnitte des Geschriebenen nicht funktionieren. Da waren grundlegende Fehler, wie zb. dass die Frage zu spät kommt – also kann keine Spannung entstehen. Ich habe auch begriffen, warum Reporter so schlecht im Krimischreiben sind – weil sie meinen, dass sie alles möglichst konkret beschreiben müssen. Aber: der Film entsteht im Kopf des Zuschauers. Und das tun auch die Bilder, die beim Lesen eines Romans entstehen. (Ich habe auch einen Mankell-Krimi wiedergelesen und war sehr erstaunt, wie unkonkret vieles in dem Buch ist und wie konkret sich aber Bilder in meinem Hirn eingebrannt hatten.) Weniger ist mehr, das wissen wir ja, aber dass es so wenig braucht?!!
Ich denke oder hoffe, dass ich nun auch weiss, wann eine Geschichte eine Geschichte ist. Dinge wie die Festlegung der Idee, die Notwendigkeit herstellen, dass sich der Zuschauer wünscht, dass sich der Traum des Protagonisten im Film verwirklicht etc. bringen mich beim Schreiben sehr viel weiter.
Ihre Methode bringt mir sehr viel, weil es eben kein festgelegtes Schema ist, wie etwas aufzubauen sei, sondern eine Erklärung, warum etwas funktioniert und wie man es macht. Als Schreiberin habe ich noch nie einen creative writing-Kurs oder ähnliches besucht, weil ich immer befürchte, dabei Schemen zu lernen, in die man das Geschriebene reinpressen soll. Und genau das geschieht mit ihrer Herangehensweise nicht. Man ist genau so frei wie vorher. Und etwas schlauer dazu.
Es hat mich auch sehr angeregt und motiviert, an weiteren Geschichten, die ich schon skizzziert habe oder bruchstückhaft als Idee herumschwirren, weiter herumzudenken.
Wenn ich etwas in Sachen Drehbuch anpacken will, melde ich mich bestimmt!
Beste Grüsse
XXX
Mutter und Sohn
MUTTER UND SOHN
Rumänien 2012
Der Film hat auf der Berlinale 2013 den Hauptpreis gewonnen. Im Kino hatte er weniger als 10.000 Zuschauer. Für beide Sachverhalte sprechen gute Gründe.
Ich möchte nicht sagen, der Film sei gut oder schlecht; für die erste Annahme spräche der Goldene Bär, für die zweite die Zuschauerzahlen. Um ihn als gut oder schlecht zu beurteilen, muss man sich auf Kriterien festlegen, nach denen man urteilt. Ich will im vorliegenden Fall ein solches Urteil nicht sprechen. Es sind ja bereits Urteile gesprochen worden, einmal von der Berlinalejury und einmal vom Publikum. Ich betreibe ungern Urteilsschelte; denn Urteile beruhen auf Interesen. Wollte man Urteile kritisieren, müsste man folglich die betreffenden Interessen angreifen. Daran ist mir bei Filmbetrachtungen nicht gelegen. Ich möchte hier nur zu verstehen geben, warum etwas ist, wie es ist.
Wie der Berlinalepreis und die Zuschauerzahlen zeigen, hätten die Urteile kaum gegensätzlicher ausfallen können. Und den Grund dafür vermute ich darin, dass Berlinalejury und Publikum nicht nach gleichen Kriterien geurteilt haben. Ich möchte nicht missverstanden werden: es ist nicht mein Wunsch, dass eine Berlinalejury und das Publikum die gleichen Kriterien zur Beurteilung der Güte eines Films anlegen. Ich hätte zwar auch nichts dagegen, fordere es aber auch nicht.
Ich war jedenfalls einer der unter 10.000 Zuschauern, die den Film im Kino gesehen haben. Ich bin sozusagen artig meiner cineastischen Pflicht nachgekommen, was nicht für alle Cineasten in diesem Land gilt, deren Zahl ja deutlich über 10.000 liegen dürfte. Die Mehrzahl hat sich offensichtlich gedrückt und wir dürfen annehmen, dass sie, wie die allgemeine Zuschauerschaft, ihre Gründe dafür hat, möglicherweise sogar die selben.
Obwohl der Film mich tendenziell eher gelangweilt hat, fand ich ihn in gewisser Weise interessant. Ich nehme an, dass das, was mein Interesse geweckt hat, auch für die Berlinale Preisverleihung ausschlaggebend war. Die Qualitäten des Films liegen nicht im Erzählerischen – womit wir auch schon identifiziert hätten, warum das allgemeine Publikum gleichgültig ist – sondern im Stilistischen. Der Ausnahmestatus des Films ergibt sich aus zwei stilistischen Besonderheiten: einmal aus der um ein Höchstmass an dokumentarischer Authentizität bemühten Kamera – was auch bemerkenswert gelingt! -und zum anderen aus einer radikalen, geradezu revolutionären Unbekümmertheit gegenüber geheiligten Grundsätzen der Schnittechnik, aus schnitttechnischem Neuland, um zeitgemäss zu sprechen.
Das Problem bei der Kinoauswertung ist nun allerdings, dass sich das allgemeine Publikum für filmische Stilfragen überhaupt nicht interessiert. Ob man das nun bedauert oder nicht, die Leute gehen aus anderen Gründen ins Kino, als bei stilistischen Etüden zuzusehen. Sie wollen etwas erleben. Und das ist ihr gutes Recht.
Diesem Wunsch des Publikums nachzukommen, ist unser Berlinale Preisträger aber weit entfernt. Er erzählt sein Material nicht als Geschichte, was Voraussetzung für einen Erlebensprozess wäre, sondern er zeigt nur eine Abfolge von Ereignissen, er berichtet, was – fiktiv oder nicht – geschehen ist. Es gibt keine Führungsfrage und es gibt kein Thema, entsprechend entstehen weder Spannung noch Neu-Gier. Das hätten wir besser machen können, Peter!
Wenn ich als Zuschauer nicht über eine Spannungsfrage geführt werde und wenn ich nicht „heiss“ gemacht werde auf eine Idee, dann ist mein Interesse an der Angelegenheit eben gering. Dann bleiben nur noch zwei Dinge, über die mein Interesse gewonnen werden kann: eine Welt und den Stil. Zum Verhältnis des Publkums zum Stil habe ich schon ausgesagt, bleibt nur noch die Welt. Im vorliegenden Fall ist aber auch da nicht viel Attraktives, bei dem man dabei gewesen sein müsste.
Dem grossen Publikum kann man folglich nicht übel nehmen, dass es so etwas nicht sehen möchte. Die Cineasten in Deutschland, die fehlenden 50 bis 100.000 hätten von dem Film aber mit Sicherheit Gewinn. Sagen wir’s mal so: trotz der gravierenden erzählerischen Mängel sind 10.000 Zuschauer unter Wert.
Coming soon
Coming soon: FILMGeist – Zentrum zur Förderung des Geistigen im Film.
Alle Welt
Der Wikipedia-Artikel zum Stichwort „Spielfilmdramaturgie“ wird eingeleitet mit einem schönen Zitat Jean-Claude Carriéres: „Die Filmdramaturgie widmet sich dem ‚Geheimnis des Erzählens'“. In der Folge wird dann auf recht einfältige Art die 3-Aktstruktur erläutert. Über das „Geheimnis des Erzählens“ erfährt man kein Wort. Oder soll etwa gesagt werden, das Geheimnis des Erzählens bestünde in der 3-Akt-Struktur? Eine solch simplizistische Auffassung wird aber weder dem Geheimnis des Erzählens gerecht noch dem grossartigen Jean-Claude Carriére. Auch bei Wikipedia scheint aufgefallen zu sein, dass da etwas nicht stimmen kann, denn der Text enthält den redaktionellen Zusatz: „Dieser Artikel bedarf der Überarbeitung“. Wirklich? So ist sie doch, die Filmdramaturgie! Soll doch alle Welt es sehen!
Formatierung
Es wäre im poetologischen Sinn, die Art der Formatierung von Drehbüchern zu ändern.
Drehbücher sollten nicht in Bildern organisiert sein, sondern in Erlebenseinheiten.
Die Gliederung nach Bildern dient der leichteren Organisierbarkeit der Produktion, sonst nichts.
Die Gliederung nach Erlebenseinheiten dient dem Verständnis der Wirkungsstruktur.
Größe
„Denn nichts ist groß, was nicht wahr ist.“
– Lessing