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Wie dem wissenden Leser gleich ersichtlich, nimmt der Titel dieses Blogs Bezug auf einen historischen Vorläufer. Gemeint ist natürlich die „Hamburgische Dramaturgie“ des Erneuerers der deutschen Schaubühne, Gotthold Ephraim Lessing. Der Autor dieses folgenreichen Arbeitsjournals hatte nichts weniger im Sinn, als mit der Falschheit in der dramatischen Kunst aufzuräumen und ein helleres Verständnis für das Wesen, die Grundlagen und die Möglichkeiten der darstellenden Erzählkunst zu schaffen.

Mir anzumaßen, diese Tradtionslinie für meine eigene bescheidene Auseinandersetzung mit ästhetischen Fragen in Anspruch zu nehmen, ist begründet durch einen Zustand der Erzählkunst in Deutschland, für den der Begriff „krisenhaft“ ein Euphemismus wäre. Lessingsche Fragestellungen für unsere Zeit neu in den Blickpunkt zu rücken, ist deshalb nicht nur legitim, sondern für einen an der geistigen Entwicklung seiner Gesellschaft Anteil nehmenden Menschen geradezu Pflicht.

Da mein Arbeitsschwerpunkt die theoretische wie praktische Beschäftigung mit der Sprache des bewegten Bildes ist, wird es in diesem Blog zuvorderst um Film gehen. Die lessingsche Ortsbezeichnung „hamburgisch“ ist durch „berlinisch“ ersetzt, da ich in Berlin lebe. Der Begriff „Dramaturgie“ wurde von mir ersetzt, da er durch die existierende Filmdramaturgie hinreichend diskreditiert ist. An seine Stelle ist der Begriff „Poetologie“ getreten. „Poetologie“ ist im Wortsinn umfassender als „Dramaturgie“. Dramaturgie ist die Lehre vom Aufbau des Dramas; Poetologie bezeichnet die Beschäftigung mit dem Wesen und den Bedingungen des Poetischen. Das Poetische wiederum meint hier den geistigen Reflex auf das sinnlich Wahrgenommene in der Kunst.

Mit anderen Worten: es geht in diesem Blog um die Frage, wie wir – ganz besonders im Film – besser erzählen, wie wir das Falsche aus der Erzählkunst vertreiben können.