Fazit

„Lieber WOP,

ich bin Dir, glaub ich, noch mein Fazit für die Meisterklasse schuldig. Es lautet so:
Am ersten Tag der Meisterklasse war ich davon überzeugt, dass ich gute
Drehbücher schreiben kann – nur noch ein paar Kniffe benötige. Am letzten
Tag der Meisterklasse – nach einem vollen Jahr und vielen Erkenntnissen und persönlichen Veränderungen – bin ich davon überzeugt, dass ich lernen kann, gute Drehbücher zu schreiben.“

Geduld

Lieber WOP,

dies ist eine möglicherweise etwas unsachliche Mail, doch ich wollte und musste mich mal wieder bei dir melden. Ich erhielt deine Nachrichten bezüglich des Kinderdrehbuch-Projektes und das Konzept gefällt mir wirklich gut. Um ehrlich zu sein hielt mich lediglich der finanzielle Aspekt davon ab mich zu melden. Ich studiere noch und habe meine Tochter zu umsorgen, außerdem arbeite ich als Reitlehrer auf einem Hof. Zeitlich und finanziell bin ich ziemlich ausgelastet und an meinen Grenzen. Der offene Charakter eurer Planung spricht mich sehr an und eigentlich würde ich mich unglaublich gern dabei und damit engagieren. Ich erkannte in der letzten Zeit den persönlichen Wahrheitsgehalt deiner Worte an mich. Du nahmst dir in meinem Jahr der Meisterklasse bei dir sehr viel und intensiv Zeit für mich. Ich war noch sehr jung und ungeheuer motiviert sowie idealistisch. Seltsamerweise konntest du der selbsttherapeutischen Idee meines mitgebrachten Drehbuches immer doch etwas abgewinnen und kämpftest mit und auch gegen mich im Verlauf meiner Arbeit daran. Oft sagtest du Dinge zu mir, die einen unglaublichen Anklang in mir fanden und ich glaubte sie ganz tief zu verstehen. Dass dies nicht der Fall war merkte ich mindestens daran, dass die Arbeit an dem Buch stagnierte sowie sich nichts tatsächliches in meinem Leben nach dem Kurs änderte – all die Erfahrungen konnten somit nicht wirklich von mir durchdrungen worden sein, denn wenn dem so gewesen wäre hätten meine Handlungen die Konsequenzen aus ihnen getragen. All dies fiel mir aber erst jetzt so richtig auf und ich stehe und stand abermals vor der großen Frage, die du mir offenbartest, und die doch stets nur meine eigene war. Ich muss mich entscheiden. Endlich bin ich an dem Punkt an dem ich es tue und ich möchte dir mit dieser Nachricht dafür danken. An oberster Stelle ehre ich deine Geduld in absonderlichem Maße. Du ließest mir für all dies unendlich viel Zeit und scheinbar vertrautest du auf und in mich. Möglicherweise konstruiere ich mir dies zusammen, aber Fakt ist, dass ich viel an dich dachte in diesen Prozessen und du einen bedeutenden Standpunkt in meiner Entwicklung einnimmst. Die Idee mit der ich damals zu dir kam habe ich nun für mich entlarvt und kann mich ihrer auf ganz neue Weise annehmen. Ansonsten hatte ich einige dramaturgische Verwirrung aus einem nicht ganz durchdachten und erlebten Idealismus sowie überzogenem Wollen heraus, doch verbinde ich mich erneut seit einiger Zeit mit deinen „Theorien“ und bemerke wie ich mich meinem eigenem Potential nähere.
Lieber Wolfgang, ich danke dir herzlichst und hoffe diese Mail ist nicht zu anmaßend oder gar überrumpelnd. Ich bin sehr gespannt auf euer Projekt und hoffe mich bei weiteren beteiligen zu können.

Liebst,
XXX

Altes Testament

„Lieber Wolfgang,

inzwischen habe ich auch Deine Abhandlung* gelesen. Sie ist zum Staunen und andächtig Innehalten. Es ist „die Stimme eines Predigers in der Wüste“, die Essenz dessen, was Du uns über die Jahre hinweg versucht hast zu zeigen. Ich habe den Text auf einmal gelesen und war keinen Moment gelangweilt. „Die Poetologie beschäftigt sich mit der Heldenreise des Zuschauers.“ Ich musste dabei an die Geschichten aus der Bibel denken. Kain und Abel, Daniel in der Löwengrube, Judith und Holofernes. Doch funktionieren die meisten Geschichten auch ohne göttlichen Überbau. Es ist das Geheimnis des magischen Erzählens, das Du offen legst.

Vielen Dank, dass Du uns teilhaben läßt.

Liebe Grüße,

Jo“

* Wolf Otto Pfeiffer:
BIGGER THAN LIFE – Grundzüge einer Poetologie des Films.
93 Seiten
FILMGEIST Verlag Berlin
Kostenloser PDF-Download auf http://www.filmgeist.org

Käse-Ersatz

Lieber Wolfgang,

in der Tat ein schönes Angebot.

Nur halte ich den Beruf des Drehbuchautors in Deutschland für eine Totgeburt.

Das, was uns medial über den Teller gerieben wird, verdient nicht einmal mehr das Prädikat „Käse-Ersatz“.

Ich bin angewidert von den filmischen Produkten des Fernsehens, die an Billigkeit wohl kaum noch zu unterbieten sein dürften. Damit meine ich nicht allein den dramaturgischen Sockel. Die Umsetzung beleidigt mich. Sie beleidigt mich in ihrem Bestreben, meine Sehgewohnheiten auf die eines Einzellers runter zu stutzen.

Zwar hatte ich noch nie das Glück, ein Drehbuch aus meiner Feder umgesetzt sehen zu dürfen. Aber über was mein Auge da so mäandert und was ich am Rande aus den Werkstätten so mitbekomme, verdirbt mir jede Lust, auch nur ansatzweise dem Genre meine Kreativität zu schenken.

Um so mehr möchte ich Dir noch einmal für Deine Ausbildung danken. Denn sie ist nämlich flexibel und genreübergreifend anwendbar. Ohne dieses Handwerk hätte ich all das nicht machen können, was ich in den letzten Jahren habe kreieren dürfen.

Den Dank wollte ich Dir schon lange mal aussprechen.

Liebe Grüße,

Michael Sens

Pilze sammeln

Lieber Herr WOP,

ich bekomme immer so interessante Mails von Ihnen und heute möchte ich Ihnen einmal antworten.

(…..)

Ihre Arbeitskreise und Angebote klingen sehr spannend und ich wünsche Ihnen viele gute Begegnungen und hoffe, dass daraus eine intelligente geistreiche herzkluge Filmbewegung entsteht.

Kommen sie gut in die Adventszeit und vergessen Sie nicht, auch mal Pilze sammeln zu gehen.

Herzliche Grüße
xxx

Sie haben Post (Toni Erdmann)

Betr.: Muss mich mal äussern

Lieber Wolf Otto,
habe gerade den hochgejubelten fast-goldene-Palme-verdächtigten TONI ERDMANN gesehen und mich mächtig aufgeregt!
Und viel an Dich gedacht!!
film – FILM …
Jemand Kluges hat mal gesagt: das Leben verhält sich zur Kunst wie Weintrauben zu Wein.
Nach 3 Std Weintrauben kann ich zwar eine Maren Ade verstehen, dass sie ein charmantes Szenario: sich selbst entfremdete Tochter findet dank Intervention ihres kauzigen Vaters wieder zu sich selbst und entdeckt die Liebe zu ihm
mit 2 guten Schauspielern besetzt und sie einfach mal improvisieren lässt…
Aber als Schauspieler weiß ich: Improvisation ist toll und man kann originäre und auch anrührende Momente finden, aber es gibt natürlich auch viel AUSSCHUSS und ist nur eine Methode der Annäherung!!
Ich finde es von der Regisseurin dreist, uns diese Improvisation als Kunst zu verkaufen, es verläppert kläglich und es fehlt jede VERDICHTUNG!! Sprich KUNST.
Und dass die Filmkritik das dann als Werk feiert, ist mir völlig unverständlich
(wahrscheinlich, weil ja im LEBEN die Dinge halt auch manchmal so dahinplätschern!!!)
film halt…

Liebe Grüße
xxx

!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!

Lieber WOP!

Große Klasse, ich freue mich sehr über den „Filmgeist“.
Das Geniale wird das Mittelmaß ablösen, finanziert und gefördert von Leuten, die das genauso sehen. Eine wunderbar konstruktive Lösung als Antwort auf die dt. Filmkrise.
Ich wünsche dem Filmgeist großen Erfolg!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
Herzliche Grüße
XXX

Was tun?

Lieber Wolf Otto

Ich habe am Drehbuchkurs von dir in … teilgenommen.
Es war wirklich sehr lehrreich und spannend!
Du hast damals gesagt, wenn man Fragen hat, dürfe man gerne auf dich zukommen.

Da ich noch relativ neu in der Film-Branche bin, habe ich noch wenig Kontakte und Erfahrung.
Deshalb möchte ich sehr gerne Weiterbildungskurse im Bereich Film besuchen. (Ev. auch, um gute Kontakte zu knüpfen.) Da ich es mir nicht leisten kann, 3 Jahre an einer Hochschule zu studieren, bin ich an Workshops oder Seminaren interessiert.
Ich hab mir da mal drei rausgesucht und möchte dich fragen, was du von den Kursen hältst?

Vielleicht noch kurz zur Info: Ich habe soeben meinen ersten Kurzfilm uraufgeführt und habe vor allem sehr positives Feedback erhalten. Leider kann ich den Film noch nicht online stellen, da ich mich an div. Filmfestivals beworben habe. Meine Aufgaben waren: Drehbuch, Produktion, Regie, z.T. Schnitt und z.T. Ton. Ich habe ein Team von 11 Leuten geleitet.

1.     München Film Akademie – 4-Wochen Kurs „Filmmaking“ http://www.muenchen-film-akademie.de/Regiekurse/4%20Wochen%20Filmmaking
Ist der brauchbar? Lernt man da wirklich was?

2.    Filmseminare.de – Da gibt’s diverse Wochenend-Kurse im Bereich Regie. http://www.filmseminare.de/regie
Kennst du diese Seminare? Wie schätzt du sie ein?

3.     New York Film Academy – 4-Wochen Hi-Def Film Workshop http://www.nyfa.edu/filmmaking/
Dazu habe ich positives, wie auch viel negatives in Foren gefunden. Ein Kritikpunkt war, dass die Schule nur auf das Geld aus ist. Kennst du diese Schule und wenn ja, kannst du sie empfehlen?

Generell wollte ich noch fragen, was für Kurse (längere, wie auch kurze) du in Deutschland empfehlen kannst?

Ich möchte dir jetzt schon herzlich für eine Antwort danken. Es würde mir sehr viel bedeuten, von einen angesehenen Profi eine Empfehlung zu bekommen!

Herzliche Grüsse
XXX

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Antwort WOP:

Lieber XXX,

Du hast recht: die Situation im Bereich Filmausbildung ist recht unübersichtlich und es ist schwierig, das Richtige zu finden. Um das Dunkel etwas zu lichten, würde ich die Filmausbildung mal der Sache gemäss in zwei verschiedene Bereiche teilen. Der eine Bereich bezieht sich auf die technische, organisatorische und ökonomische Seite des Filmemachens; die zweite Abteilung ist die geistig-künstlerische Seite, also insbesondere Drehbuch und Regie.

Was das Technische, Organisatorische und Ökonomische der Filmherstellung betrifft, kannst du ohne Sorge überall hingehen. Irgendwas, das du brauchen kannst, lernst du dort immer. Es ist auch nicht wirklich schwer! Wenn du schon auf Filmsets gewesen bist, dann weisst du ja selber, dass dort auch schon kleinere Lichter als du Karriere gemacht haben.

Entschieden anders verhält es sich im geistig-künstlerischen Bereich. Hier rate ich Dir, mit äusserster Behutsamkeit zu wählen. Denn das Risiko, das du hier eingehst, besteht nicht darin, dass du nichts oder zu wenig lernst und du dein Geld verlieren könntest; das würdest du verkraften. Die Konsequenzen einer schlechten Wahl sind weitaus schwer wiegender: es besteht die Gefahr, dass du das Falsche lernst und dadurch auf Wege gebracht wirst, die dich deinem Ziel nicht näher bringen, sondern dich von ihm entfernen.

Nicht jeder, der über Film spricht, weiss, wovon er redet. In Wahrheit sind es nur wenige, die auf der geistigen Höhe ihres Gegenstands sind. Das meiste, was über Film gesagt wird, bewegt sich in Stammtischnähe, was die Schwadroneure aber nicht davon abhält, ihr filmisches Viertelwissen gegen Geld zu verkaufen.

Wenn du Regisseur werden willst, musst du zweierlei anstreben. Erstens musst du Film verstehen und zweitens musst du dich zu einer eigenen Persönlichkeit entwickeln.

Beides lernst du nur von den Meistern. Deshalb lautet mein Rat: suche ihre Nähe, suche die Nähe der besten Leute, die dir erreichbar sind. Suche deren Inspiration und bilde dir deine eigenen Flügel aus. Denn du wirst fliegen müssen. Du wirst die Erdenschwere der durchschnittlichen Verstandesfähigkeit unter dir lassen müssen.

Es wird ein einsamer Weg sein, aber es ist der Weg, den du wirst gehen müssen, wenn es dir mit deinem Begehren ernst ist; aber es wird auch ein Glück spendender Weg sein, selbst wenn er nur partiell gelingt.

Triff die Entscheidungen, die du treffen musst! Hab keine Angst! Denn die Angst lässt dich die Durchschnittlichen suchen. Wenn du aber bei den Durchschnittlichen bleiben möchtest, dann wiederum kannst du jeden beliebigen Kurs belegen, dort triffst du sie zuhauf.

In demselben Wochenendseminar, in dem du gesessen hast, gab es übrigens einen anderen jungen Filmemacher, der eine dreijährige Ausbildung auf einer Filmhochschule hinter sich hatte. Er hat mir etwas Bemerkenswertes gesagt: „Ich habe an diesem Wochenende bei dir eine Menge gelernt. Das allerwichtigste aber war, dass mir klar geworden ist, dass ich all die Jahre die falschen Fragen gestellt habe.“

Ich wünsch dir Glück! Vielleicht kreuzen sich unsere Wege mal wieder. Ich freue mich für diesen Fall auf gute Neuigkeiten von dir und auf anregende Gespräche.

Herzlichen Gruss

WOP

Profit

Lieber Wolfgang,

Danke für Ihre Nachfrage.

Ich konnte vom Kurs sehr profitieren. Ich bin keine Drehbuchatuorin (noch nicht?), bin aber sonst am Schreiben, nebst meinen Brotjobs als Reporterin. Konkret: an einem Krimi.

Ich konnte vieles, was Sie erzählt haben, konkret umsetzen. Schon während des Kurses wurde mir klar, warum zb. einzelne Szenen und Abschnitte des Geschriebenen nicht funktionieren. Da waren grundlegende Fehler, wie zb. dass die Frage zu spät kommt – also kann keine Spannung entstehen. Ich habe auch begriffen, warum  Reporter so schlecht im Krimischreiben sind – weil sie meinen, dass sie alles möglichst konkret beschreiben müssen. Aber: der Film entsteht im Kopf des Zuschauers. Und das tun auch die Bilder, die beim Lesen eines Romans entstehen. (Ich habe auch einen Mankell-Krimi wiedergelesen und war sehr erstaunt, wie unkonkret vieles in dem Buch ist und wie konkret sich aber Bilder in meinem Hirn eingebrannt hatten.) Weniger ist mehr, das wissen wir ja, aber dass es so wenig braucht?!!

Ich denke oder hoffe, dass ich nun auch weiss, wann eine Geschichte eine Geschichte ist. Dinge wie die Festlegung der Idee, die Notwendigkeit herstellen, dass sich der Zuschauer wünscht, dass sich der Traum des Protagonisten im Film verwirklicht etc. bringen mich beim Schreiben sehr viel weiter.

Ihre Methode bringt mir sehr viel, weil es eben kein festgelegtes Schema ist, wie etwas aufzubauen sei, sondern eine Erklärung, warum etwas funktioniert und wie man es macht. Als Schreiberin habe ich noch nie einen creative writing-Kurs oder ähnliches besucht, weil ich immer befürchte, dabei Schemen zu lernen, in die man das Geschriebene reinpressen soll. Und genau das geschieht mit ihrer Herangehensweise nicht. Man ist genau so frei wie vorher. Und etwas schlauer dazu.

Es hat mich auch sehr angeregt und motiviert, an weiteren Geschichten, die ich schon skizzziert habe oder bruchstückhaft als Idee herumschwirren, weiter herumzudenken.

Wenn ich etwas in Sachen Drehbuch anpacken will, melde ich mich bestimmt!

Beste Grüsse
XXX