Searching for Sugar Man

Der Film, der dieses Jahr wohlverdient den Dokumentarfilm-OSCAR erhalten hat, erscheint zunächst wie ein kleines, im Nachklang wie ein grosses Juwel. Der Film ist ein Klassiker und insofern ein must watch. Ich möchte ihn uneingeschränkt empfehlen, zum puren Kinovergnügen wie auch als Studienobjekt für beispielhaft poetisches dokumentarisches Erzählen.

Ein Klassiker ist er insofern, als er über den Tag hinaus Bestand haben wird und auch in Jahrzehnten nichts von seiner Gültigkeit verlieren wird.

Beispielhaft ist er insofern, als er nicht auf das Nacherzählen von Ereignissen setzt, wie wir das von weniger bedeutsamen, besonders von unseren sattsam bekannten deutschen Trivialfilmen gewohnt sind, sondern dass sein Aufbau sich in kühner Weise ganz in den Dienst der Erlebensführung des Zuschauers stellt, um ihm dann in einem ebenso überraschenden wie grandiosen Finale seine göttliche Idee – so darf man es wohl nennen – erfahrbar zu machen.

Dabei handelt es sich bei dem Stoff um eine Petitesse, um nichts weiter als eine kuriose Marginalie aus der Geschichte der Popmusik.

Staunenswert ist jedoch, wie der Filmemacher – ich möchte ihm den Ehrennamen „Filmpoet“ verleihen und auch sein bürgerlicher Name sei mit Hochachtung ausgesprochen: Malik Bendjelloul -, wie der Filmpoet aus dieser Nichtigkeit, die auf den ersten Blick nichts weiter zu sein scheint als ein kleines Kuriosum, einen grossen Gedanken filtert. Und bewundernswert ist, wie er einen der Sache angemessenen Stil findet, mit dem er aus einer scheinbaren Belanglosigkeit eine Menschheitsutopie zaubert.

Es muss aber auch gesagt werden, dass der Film im ersten Drittel etwas schwächelt. Vom Zuschauer wird erst einmal etwas Geduld gefordert. Ich wage zu behaupten, ich hätte da zwei, drei Vorschläge gehabt, wie man den Zuschauer früher hätte in den Griff kriegen können. Doch für die zunächst abverlangte Geduld wird der Zuschauer dann in der Folge reichlich entschädigt.

Fazit: ein Film von einer künstlerischen Beseeltheit und einer geistigen Himmelskraft, von der der deutsche Beamtenfilm noch nicht einmal einen Traum hat.

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