Bevor es Epik, Lyrik und Drama – also Erzählung, Gedicht und Geschichte – gegeben hat, gab es das Epische, das Lyrische und das Dramatische. Denn das Epische, das Lyrische und das Dramatische sind zunächst keine Kunstgattungen, sondern die Aggregatzustände unseres Bewusstseins. Der epische Zustand des Geistes richtet sich auf das Vergangene, der lyrische auf das Anwesende und der dramatische auf das Kommende. Die Kunstgattungen zielen jeweils auf den betreffenden Geisteszustand ihres Publikums.
Schön, Wolf-Otto, dass Du uns das in Erinnerung rufst. Ich empfehle zu dem Thema nur einen der tiefgründigen poetologischen Texte von Hölderlin (zB „Über die Verfahrensweise des poetischen Geistes“), Hölderlin hat schon um 1800 mit seiner Lehre vom Wechsel der Dichtarten die öden Gattungsbezeichnungen Epik,Lyrik, Drama auf Bewusstseins- oder, altmodischer gesprochen, auf Geisteszustände zurückgeführt (allerdings mW nicht so auf Zeiterfahrungen ausgerichtet). Ja, und der Film kann heute leider nicht leisten, was um 1800 von den Romantikern (Schlegel, Novalis ua) dem Roman als Medium der Universalpoesie zugetraut worden ist, nämlich die Integration der drei Gattungen und der ihnen korrespondierenden Aggregatzustände des Geistes in eine symbolische Kunstform…
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warum nicht? ein film, der wirklich eine geschichte erzählt, vereint der nicht episches, lyrisches und dramatisches in sich? ist dieses vereinen – entfernt von zeitlicher oder geistiger einordnung – nicht notwendig?
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